Mission Stratosphere – der Höhenflug der Satgruppe

Veröffentlicht von admin am

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Am Donnerstag, dem 27. April 2017 war der Start eines Stratosphärenballons des Pluskurses Satellitengeographie, kurz „Satgruppe“ genannt, geplant. Dabei sollte ein selbstgebastelter Minisatellit in die Atmosphäre gebracht werden.

Videos zu unserem Flug finden Sie unter folgenden Links:

https://www.youtube.com/watch?v=oS4wbPrA80g (360 Grad Video)

Kurz ein paar Worte darüber wer wir sind und was wir machen. Wer dies schon weiß kann diesen Abschnitt ja gerne überspringen.

Die „Satgruppe“ besteht seit 25 Jahren aus etwa 15 technikaffinen Schülerinnen und Schülern unter der Leitung von Studienrat Hans Wurl . Der Name dieses Kurses ist historisch gewachsen. Mittlerweile beschäftigen sich die Schüler in ihren jeweiligen Gruppen mit verschiedenen naturwissenschaftlichen Themen, wie einer chemischen Gewässeruntersuchung oder dem Bau eines Hochwasserwarnsystems für kleinere Bäche und Flüsse (Pegelmessung mit Warnung per SMS/Mail etc. bei Überschreitung einer Pegelhöhe), die nicht vom Wasserwirtschaftsamt erfasst werden. All unsere Projekte werden bei Jugend forscht oder ähnlichen Projekten vorgestellt.

Die Startvorbereitungen begannen um 8:40 Uhr.

Die Heliumflasche wurde gecheckt, Ventile auf Funktion überprüft und der Ballon wurde mit höchster Vorsicht und antistatischen Handschuhen (um ihn keinesfalls zu beschädigen) nach draußen auf den Sportplatz getragen.

Dort wurde noch eine Lautsprecheranlage der AG Technik mit Mikrofon installiert, um das reichlich erschienene Publikum bestmöglich mit neuesten Informationen auf dem Laufenden zu halten.

Fast pünktlich begannen wir gegen 9:15 Uhr mit dem Befüllen des Wetterballons mit Helium. Natürlich durfte das Inhalieren dieses „Wundergases“ nicht fehlen, und es wurde mal wieder deutlich gemacht wie gut doch die menschliche Stimme klingen kann. 😉

Um 9:25, also bei Pausenstart, kamen reichlich Zuschauer auf den Sportplatz. Die Tribüne war brechend voll!

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Entgegen aller Erwartungen und Berechnungen dauerte das Befüllen des „Riesenballons“ deutlich länger. Mit Zustimmung des Schulleiters Herr OStD Vollmer durften jedoch trotzdem alle Schüler auf dem Sportplatz bleiben um auch während der Unterrichtszeit diesen Ballonstart miterleben zu können.

Nach fast 35 Minuten war der Ballon dann gefüllt.

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Ein letzter Check der Sensoren, GPS-Sender, Datenlogger und Kameras erfolgte, und dann konnte es losgehen.

Unser Publikum zählte gemeinsam mit uns den Countdown runter und bei „null“ wurde der Ballon dann von Jasmin Wiegel, Lucas Kähler und Moritz Förster losgelassen und stieg feierlich gen Himmel auf.

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Die nächsten beiden Unterrichtsstunden hieß es für uns dann wohl oder übel: Unterricht.

Ab 11:15 Uhr waren wir befreit. Gegen 11:45 war dann alles gepackt, jeder war in Autos aufgeteilt- dann ging es los. Hiermit möchten wir uns auch bei alles Fahren bedanken (Moritz Förster, Lars Michalek, Steffen Pfaffinger, Günter Friedl und Hans Wurl) die sich bereit erklärt haben die lange Fahrtzeit auf sich zu nehmen- dazu jedoch später gleich mehr.

Unser erster Haltepunkt und Treffpunkt war eine McDonalds-Filliale in Bayreuth.

Da unsere GPS-Sender, die uns den Landepunkt der Sonde mitteilen sollte die Koordinaten zwar per GPS ermitteln, uns diese Positionspunkte jedoch per SMS, also über das Mobilfunknetz übermitteln, war uns bereits von Anfang an klar, dass wir erst kurz vor dem Bodenkontakt die ersten Koordinaten empfangen werden, da der Mobilfunkradius bei maximal 300 Meter Höhe beginnt.

Jedenfalls hatten wir bei McDonalds in Bayreuth noch kein Signal.

Somit beschlossen wir auf unsere vorherigen Berechnungen ist zu hören und weiter Richtung Sachsen zu fahren.

Unser nächster Halt war bei einer Tankstelle vor Zwickau.

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Ca. 30 Minuten und einige Tassen Kaffee (wir wussten dass dies ein langer Tag werden würde) machten wir uns wieder auf den Weg. Leider empfingen wir noch immer kein Signal der Sonde.

Der nächste Treffpunkt war wieder ein McDonalds. Dieses Mal 20km südlich von Dresden

Diesmal jedoch kamen wir relativ zeitgleich an. Um Informationen wie Fahrtweg und natürlich das hoffentlich bald kommende GPS-Signal der Sonde auszutauschen blieben die Autos untereinander per WhatsApp und per Telefon in Kontakt.

Ersteinmal die große Enttäuschung: Immer noch kein Signal von der Sonde.

Während der Fahrt hat es jedoch Steffen Dillmann geschafft, dass der Radiosender Energy Sachsen einen Aufruf ausstrahlen solle, dass sich der Finder doch bitte unter der aufgedruckten Rufnummer meldet sollte.

Außerdem blieb Seppo Walther regelmäßig mit dem Bayrischen Rundfunk (BR) in Kontakt um den aktuellen Stand der Suche auszutauschen, während Miro Schmidbauer immer wieder versuchte, die Sonde zu erreichen.

Jedenfalls haben wir auf dem McDonalds-Parkplatz vor Dresden beschlossen, die Suche nach der Sonde vorerst aufzugeben und zurück nach Hause zu fahren, da es bereits 18:00 war und wir wussten, dass wir bereits jetzt niemals vor 21:00 zu Hause sein würden.

Doch dann kam die völlig unerwartete Wendung. Kurz nachdem wir enttäuscht festgestellt hatten, dass weiteres Warten sinnlos sein würde und die Sonde spätestens jetzt (nach über 8 Stunden) am Boden sein müsste, bekamen wir eine SMS vom Mobilfunk-Provider Vodafone, dass unsere Sim-Karte jetzt wieder erreichbar wäre.

Kurz darauf sendeten wir an den GPS-Sender das Signal zum Neustart und anschließend das Signal um uns die Koordinaten zuzusenden. Und dann war die Freude und die Überraschung riesig.

Wir erhielten die aktuellen Koordinaten.

Diese Koordinaten zeigten uns einen Punkt mitten im Fichtelgebirge.

Ohne groß nachzudenken oder zu besprechen (wofür gab es denn bitteschön Telefonkonferenzen?) fuhren wir glückselig diesen Koordinaten nach und stellten dabei fest, dass wir etwas zu weit Richtung Dresden gefahren waren. Ziemlich genau 150km mussten wir wieder zurück fahren.

Doch auf einmal stellten wir fest, dass sich der Punkt der Sonde veränderte. In der Luft konnte er nicht mehrt sein, da er ja bereits vorher still stand.

Er bewegte sich mit ca. 100km/h auf einer Landstraße entlang. Somit war uns klar: Der Wetterballon befand sich irgendwo in einem Auto. Das schlimmste Szenario schien jetzt wieder möglich: Die Sonde wurde gestohlen. Doch schnell beruhigten wir uns. Soll der „Dieb“ die Sonde doch mitnehmen. Wir haben ja einen GPS – Tracker dran und wissen dann, wo sich die Sonde befindet.

Doch dann erhielt Moritz Förster, dessen Rufnummer auf der Styropor-Box mit allen Instrumenten angebracht war, einen Anruf eines Jägers, der gerade dabei war im Wald Wildschweine zu füttern, als er dieser Styropor-Box über den Weg lief.

Da er als Jugendlicher auch einen Wetterballon hat starten lassen wusste er sofort, wie man mit damit verfährt. Nicht einfach aufreißen oder wegwerfen, sondern so lassen wie es ist, die Nummer anrufen und an einen sicheren Ort bringen.

Wir fragten uns, warum wir erst GPS Daten erhalten hatten, nachdem der Förster in seiner Hütte war und anschließend aus dem Wald weggefahren ist?

Vodafone hat im gesamten Fichtelgebirge an drei Stellen von jeweils ca. zehn Quadratmetern kein GSM-Netz, was es somit nicht möglich macht Kurzmitteilungen zu übermitteln.

Und genau an einem dieser drei Punkte ist der Ballon gelandet. Statistisch gesehen eine Sensation, für uns eine Katastrophe.

Da der Jäger schnell weitermusste und somit keine Zeit mehr hatte, uns die Sonde persönlich zu überreichen, hat er sie in seiner Papiertonne deponiert und uns dies sowie die Adresse seines Grundstücks mitgeteilt.

Wir alle fuhren zu diesem Grundstück wo wir die Sonde dann feierlich aus seinem Versteck entnehmen konnten.

Ohne diesen Finder wäre ein erfolgreicher Abschluss des Projekts „Wetterballon“ unmöglich gewesen.

Sollte dieser Finder diesen Bericht lesen bleibt uns nur zu sagen: Danke! Danke! Danke!

Selbstverständlich werden wir uns bei Ihnen noch einmal erkenntlich zeigen. Ohne ihn hätten wir niemals solche Bilder sehen können.

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 Folgende Grafik zeigt die dreidimensionale Flugkurve unseres Ballons. Man erkennt schön, dass der Ballon über dem Fichtelgebirge in etwa 28000 km Höhe geplatzt ist.

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Auf dem Rückweg feierten wir unseren Erfolg bei einem (manche auch bei mehreren) Schnitzel.

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Abschließend bedanken wir uns sehr herzlich bei der VR meine Bank eG, die durch ihre sehr großzügige Spende unser Projekt finanziert hat. Ohne dieses Engagement wäre diese Mission niemals möglich gewesen.

Seppo Walther, 8 A


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